Bund veröffentlicht Publikation «Hitze in Städten»

Montag, 10.12.2018
In den vergangenen 150 Jahren ist die mittlere Temperatur in der Schweiz um zwei Grad Celsius gestiegen. Laut den «Klimaszenarien für die Schweiz» wird die Temperatur bis Ende Jahrhundert um weitere zwei bis fünf Grad steigen. Um die Städte für die Klimaveränderung fit zu machen, hat das Bundesamt für Umwelt BAFU nun die Publikation «Hitze in Städten» herausgegeben und zusammen mit dem Projektteam eine Tagung dazu abgehalten.
Klimawandel Schatten öffentliche Grünfläche
Bäume und Sonnensegel spenden Schatten, damit Kinder im Sommer in einer Art Klimaoase trotz Hitze Lust zum Spielen haben. Der Erlenmattpark in Basel gilt als gutes Beispiel, wenn es um eine klimaangepasste Stadtentwicklung geht.

Der vergangene Hitzesommer liess uns spüren, was die Zukunft bringen wird. Laut Klimamodellen von MeteoSchweiz wird die Temperatur ohne Klimaschutzmassnahmen um 5 Grad steigen bis 2060. Sofern die Schweiz und die ganze Welt den Klimaschutz ernst nimmt, wird die Temperatur laut Modellrechnung nur um 2 Grad steigen. Die absehbaren Folgen des Temperaturanstiegs werden trockene Sommer, heftige Niederschläge, mehr Hitzetage und schneearme Winter sein. Dies zeigen die aktuellen «Klimaszenarien für die Schweiz CH2018».  

Mit diesem Wissen im Hinterkopf machten sich die Leute vom BAFU daran, Ideen zu entwickeln, wie sich Städte gegen die Hitze wappnen können. Denn Städte sind durch den Hitzeinseleffekt besonders stark von der Sommerhitze betroffen (vgl. unsere News). Zuerst einmal müssen sich Städte laut BAFU die drei Grundsatzfragen stellen: Machen wir eine (Klima)Analyse? Geben wir uns eine Strategie? Ergreifen wir direkt Massnahmen?

In der Publikation «Hitze in Städten – Grundlage für die klimaangepasste Siedlungsentwicklung» liefert das BAFU Infos und Tipps, die es zum Beantworten der drei Fragen braucht. Das Ganze wird untermauert mit Beispielen aus dem In- und Ausland. Weiter stellt das BAFU 18 Massnahmen vor, wie Städte gegen den Hitzeinseleffekt angehen können. Stadtgrün steht bei vielen der 18 Massnahmen im Vordergrund. Stadtbäume spenden wertvollen Schatten und verdunsten Wasser. Beides hilft, Städte im Sommer zu kühlen.

Dies wiederum führte an der Tagung vom 28. November zu Diskussionen unter den Teilnehmenden. Denn woher soll das Wasser für die Bäume im Sommer kommen, wenn es ohnehin schon trocken ist? Lösungen wie «Schwamm-Städte», die unter den Strassen riesige Regenwasserspeicher verbergen, werden in Lyon bereits getestet. Solche Regenwasserspeicher könnten die Städte in den Sommermonaten anzapfen und ihre Bäume bewässern. 

Weiter fragten etliche Teilnehmende, ob Klimaschutzmassnahmen und die bauliche Verdichtung einen Zielkonflikt in sich trügen. Karl Tschanz von der Stadt Zürich gab Entwarnung. Vielfach seien Verdichtungsgebiete wie ehemalige Industriegebiete bereits überbaut. Wenn die Städte ihre Klimaschutzmassnahmen beim Nachverdichten durchsetzen würden, könnten sie die natürliche Durchlüftung mit Wind oder den Grünflächenanteil sogar erhöhen.

Auch über positive Effekte des Klimawandels sprachen die Podiumsteilnehmenden. Wie Gianrico Settembrini von der Hochschule Luzern (HSLU) erklärte, werden wir in Zukunft im Winter weniger heizen müssen. Doch dafür fressen im Sommer Klimaanlagen und Ventilatoren umso mehr Strom. Unter dem Strich wird dies zu einem steigenden Energieverbrauch führen, wie eine Studie der HSLU zu hitzetauglicher Architektur ergeben hat. Settembrini plädierte für einen Paradigmenwechsel beim Fensterbau. So seien grosse, nach Süden gerichtete Fenster bereits in 40 Jahren kein Verkaufsargument mehr. Häuser würden aber für 100 und mehr Jahre gebaut.     

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