Bund will mehr Qualität bei Bauten und Planungsvorhaben

Freitag, 07.06.2019
Hochwertige Baukultur fördert das Wohlbefinden. Unter dieser Prämisse will der Bund die «hohe» Baukultur fördern. 15 Bundesstellen haben dazu eine «Strategie Baukultur» entworfen. Ein Ziel ist, dass bei Bau- und Planungsvorhaben die Qualität steigt. Interessierte Kreise sind eingeladen, sich zur Strategie zu äussern. Für Kantone, Gemeinden, Organisationen und Private kann die Strategie als Orientierungsrahmen dienen, ist aber nicht verbindlich.
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Die Diskussion läuft: Ist das nur Baukultur oder «hohe Baukultur»? (Foto: z.V.g. vom BAK)

15 Bundesstellen erarbeiten seit 2016 unter Federführung des Bundesamts für Kultur (BAK) eine «interdepartementale Strategie zur Förderung der Baukultur». Der Bund legt darin Ziele und Massnahmen für die Bundesverwaltung und den ETH-Bereich bezüglich seiner baukulturellen Tätigkeiten fest. Sein Hauptziel ist die Stärkung der zeitgenössischen Baukultur. Der Bund möchte dabei eine Vorbildfunktion einnehmen.

Baukultur versteht der Bund sehr breit: Sie bezieht sich auf «Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges», auf die Landschaft, Gebautes, Ungebautes und das Dazwischen. «Vom Detail bis zur Siedlungsplanung sind alle planerischen und ausführenden Tätigkeiten Ausdruck von Baukultur,» schreibt das BAK im Strategieentwurf (S. 3).

Fördern will der Bund nicht jegliches Bauen, sondern die «hohe» Baukultur – eine, die sich durch Qualität auszeichnet. Am 7. Juni hat er seine «Strategie Baukultur» in die öffentliche Anhörung geschickt, um damit die Diskussion über die «hohe Baukultur» in Fachkreisen und der Öffentlichkeit anstossen (vgl. Mitteilung).

Strategie mit sieben übergeordneten Zielen

Mit der «Strategie Baukultur» will der Bund dazu beitragen, eine «Verbesserung der Gestaltung des gesamten Lebensraums» im Sinne der Erklärung von Davos zu erreichen. Diese Erklärung wurde im Januar 2018 auf Einladung der Schweiz von den europäischen Kulturministern verabschiedet. Sie erläutert, wie in Europa eine hohe Baukultur politisch und strategisch verankert werden kann. Die zentrale Prämisse lautet: Hohe Baukultur fördert das Wohlbefinden der Menschen und ist identitätsstiftend, wurde aber leider vernachlässigt. Dies zeige sich beispielsweise in gesichtslosen Agglomerationen und verantwortungslosem Landverbrauch.

Folgende sieben Ziele will der Bund in seiner interdepartementalen Strategie erreichen:

  1. Die Gesellschaft setzt sich mit der Qualität der gebauten Umwelt auseinander.
  2. Normative Grundlagen sind auf eine hohe Qualität des Lebensraums ausgerichtet.
  3. Bau- und Planungsvorhaben erreichen eine der Aufgabe und Lage angemessen hohe Qualität.
  4. Fachleute verfügen über baukulturelle Kompetenzen.
  5. Die Forschung zum Thema Baukultur wird verankert.
  6. Der Bund nimmt eine baukulturelle Vorbildfunktion ein.
  7. Der Bund fördert Vernetzung und Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Baukultur.

Ein Aktionsplan für bessere zeitgenössische Baukultur

Der Strategieentwurf enthält auch einen Aktionsplan für die Legislaturperiode 2020-2023. Dieser enthält aber nur Massnahmen zur Förderung der zeitgenössischen Baukultur. Massnahmen des Bundes in anderen Bereichen der Baukultur – Ortsbildschutz, Denkmalpflege, Archäologie, Kulturgüterschutz – sind nicht Gegenstand des Aktionsplans.

Die Beschränkung auf das Zeitgenössische ist im Auftrag des Bundesrats und des Parlaments begründet. Der Bundesrat hatte 2014 das Bundesamt für Kultur mit der Kulturbotschaft 2016–2020 beauftragt, eine interdepartementale Strategie des Bundes zur Förderung (nur) der zeitgenössischen Baukultur zu erarbeiten (vgl. auch unsere News von 2015).

Massnahmen im Bundesbereich

Der Bund nimmt seit jeher auf vielfältige Art Einfluss auf Baukultur: Er beschafft Bau- und Planungsleistungen, verwaltet Hoch- und Tiefbauten, erstellt normative Grundlagen und vergibt Subventionen.

Mit der Strategie Baukultur zeigt der Bund, wie er die Baukultur in seiner Funktion als Bauherr, Besitzer, Betreiber, Regulator, Geldgeber und Vorbild in den kommenden Jahren zu fördern gedenkt. Im Bereich Energie beispielsweise soll er Stromnetze möglichst in den Boden legen - Verkabelung stört das Landschaftsbild weniger als Hochspannungsleitungen.

Im Bereich Raumplanung wird im Aktionsplan vorgeschlagen, den Architekturpreis «Constructive Alps» für hochwertige Bauten in den Alpen beizubehalten. Ausserdem sei der «Impuls Innenentwicklung» weiterzuführen, der Gemeinden bei der hochwertigen Verdichtung und Innenentwicklung unterstützt.

EspaceSuisse wurde 2016 vom UVEK beauftragt, diesen Impuls umzusetzen. Unser Verband tut dies unter anderem mit der Webplattform densipedia.ch sowie Weiterbildungsangeboten für Gemeindevertreter.

Die Anhörung zur Strategie Baukultur dauert bis zum 20. September 2019. Unterlagen und Kontakt hier.

Parallel zu dieser Anhörung findet zudem die Vernehmlassung der Kulturbotschaft 2021–2024 statt, in der Baukultur ebenfalls thematisiert wird.

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