Roboterautos sind die Zukunft

Donnerstag, 29.12.2016
Automatisierte Fahrzeuge werden die Verkehrslandschaft und die Raumentwicklung der Schweiz verändern. Die Grenzen zwischen öffentlichem und individuellem Verkehr verwischen, der Strassenverkehr dürfte flüssiger werden und damit die Erreichbarkeiten von Stadt und Land steigern. Dies prophezeit ein Bericht, den der Bundesrat im Dezember 2016 verabschiedet hat. Der Bericht skizziert, in welche Zukunft uns digitale Fahrzeuge führen könnten und wie der Bund sich darauf vorbereitet. Für die Stadt- und Raumplanung ergeben sich Risiken und Chancen durch das automatisierte Fahren.

Die Mobilität wächst, der Ausbau ist teuer und stösst in der dicht besiedelten Schweiz an Grenzen. Deshalb müssen die vorhandenen Kapazitäten besser genutzt werden. Automatisierte Fahrzeuge könnten die Effizienz unseres Verkehrssystems markant verbessern. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht, den der Bundesrat im Auftrag des Nationalrats erstellen liess (Postulat von NR Susanne Leutenegger Oberholzer). Federführend war das Bundesamt für Strassen ASTRA. «Automatisierte und vernetzte Fahrzeuge werden den Strassenverkehr noch sicherer machen, den Verkehr verflüssigen und eine bessere Ausnützung der Kapazitäten ermöglichen», lautet das Fazit.

Der Bundesrat geht davon aus, dass automatisierte Fahrzeuge bis in 25 Jahren weit verbreitet sind. Das bringt mehr Komfort im Strassenverkehr – und vielleicht können dereinst auch Betagte, Behinderte und Kinder selbständig automobil sein.

Das bringt Chancen und Risiken. Auf kurzen und mittleren Distanzen sowie in ländlichen Regionen dürften Sammeltaxis, Car-Sharing-Modelle und andere linien- und fahrplanunabhängige Fahrzeuge den heutigen öV ergänzen und teilweise ersetzen, so die Prognose. Die Strasse dürfte durch die Roboterautos an Bedeutung gewinnen. Werden die neuen automatisierten Fahrzeuge mit der digitalen Welt klug kombiniert und nehme die Akzeptanz der Share-Economy-Ansätze zu, könnte das Verkehrsaufkommen sinken.

Wenn jedoch die neuen Möglichkeiten der automatisierten Fahrzeuge hauptsächlich für zusätzliche Angebote im Individualverkehr genutzt werden, könnten sich die Kapazitätsprobleme auf der Strasse verschärfen, hält der Bundesrat fest.

Risiken und Chancen bestehen auch für die Raumplanung. Ein Risiko: Weitere Zersiedelung. Denn die gut vernetzten, kleineren und mittleren Städte und Agglomerationen könnten durch das automatisierte Fahren und die Verflüssigung des Strassenverkehrs besser erreichbar werden. Die ländlichen Regionen könnten durch die bessere Erreichbarkeit als Wohnraum wieder attraktiver werden. Beides begünstigt die Zersiedelung. Der Bericht hält aber fest, dass das revidierte RPG Zersiedlungstendenzen eigentlich entgegenwirken sollte. Denn das RPG fördere die Verdichtung der Siedlungsgebiete nach innen. Ob es diese Wirkung aber tatsächlich erziele, sei regelmässig zu prüfen.

Chancen bieten die frei werdenden Parkplätze in den Städten. Sie könnten anderen Nutzungen zugeführt werden, und der Parksuchverkehr, der heute einen Grossteil des innerstädtischen Verkehrs ausmacht, würde wegfallen. Beides könnte die Attraktivität von städtischen Räumen erhöhen. Zudem könnte die Parkplatz-Erstellungspflicht bei Wohnbauten gelockert werden, was sich positiv auf Baukosten und Raumbedarf auswirken würde.

Der Bund ist bereits aktiv geworden. Schon 2015 hat das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) einen Pilotversuch mit einem selbstfahrenden Strassenfahrzeug bewilligt. Weitere Pilotversuche folgten. Zudem gibt es einen Aktionsplan «Digitale Schweiz», geleitet vom Bundesamt für Kommunikation BAKOM, welches «Elemente der Digitalisierung vertieft», wie es in einer Bundes-Mitteilung heisst. Das UVEK arbeitet an einem «Leitbild Mobilität». Darin werden Grundsätze für den Umgang mit der neuen Technologie festgelegt. Gestützt darauf sollen die heutigen Mobilitätskonzepte und Infrastrukturprogramme sowie die raumplanerischen Konzepte des Bundes allenfalls angepasst werden. Das ASTRA hat ein Forschungsprojekt lanciert, um die Forschung zu diesem zukunftsweisenden Thema zu fördern. Und es ist dabei, den vom Bundesrat verabschiedeten Konzeptbericht zum Mobility-Pricing zu aktualisieren.

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