Um die Biodiversität steht es schlecht

Freitag, 11.08.2017
Der Bund hat eine Studie zur Biodiversität in der Schweiz publiziert, kurz nachdem verschiedene Umweltorganisationen ihre eigene Analyse zum Thema veröffentlichten. Das Fazit ist das Gleiche: Die Biodiversität in der Schweiz schwindet. Die Hauptgründe dafür sind der wachsende Flächenbedarf für Wohnraum und die intensive Landwirtschaft. Daneben gerät die Biodiversität durch invasive Arten, den Klimawandel und Mikroverunreinigungen unter Druck.

Die Studie «Biodiversität der Schweiz: Zustand und Entwicklung» des Bundesamts für Umwelt BAFU zeichnet ein düsteres Bild: Fast die Hälfte der Lebensräume und mehr als ein Drittel der Tier-und Pflanzenarten in der Schweiz seien bedroht. Damit setzt sich die Entwicklung fort, die Studien aus früheren Jahren bereits feststellten (vgl. Bericht Infosperper).

Um die Biodiversität zu fördern, legten Landwirte aufgrund der Agrarpolitik von 2014-2017 neue Flächen für die Biodiversität an, zum Beispiel Öko-Wiesen (vgl. frühere VLP-News). Daneben schuf der Bund Waldreservate, förderte Renaturierungen von Gewässern und schützte Moorlandschaften.

Doch viele dieser Flächen können wegen mangelhafter Qualität ihre Funktion nicht erfüllen und bremsen den Verlust von Biodiversität im besten Fall ab, wie das BAFU in einer Medienmitteilung schreibt.  

Der negativen Entwicklung will der Bundesrat seit 2012 mit der «Strategie Biodiversität Schweiz» Einhalt gebieten. Die Umsetzung der Strategie ist allerdings in Verzug (vgl. unsere News). Laut einer Analyse der Umweltverbände BirdLife Schweiz, Pro Natura und WWF Schweiz kann nur ein einziges von 18 strategischen Zielen wie geplant bis 2020 erreicht werden. Bei 106 von 120 Teilzielen werde zu wenig oder nichts unternommen.

Bund und Kantone sind sich nicht einig, wer sich beim Umsetzen der Strategie wie stark finanziell beteiligen muss, wie aus einem Bericht des BAFU von 2015 hervorgeht.

Immerhin hat der Bund im letzten Jahr zusätzlich 55 Millionen für Sofortmassnahmen, die dem Erhalt der Biodiversität dienen, gesprochen (vgl. unsere News).

Die Analyse der Umweltorganisationen stellt auch der Raumplanung in der Schweiz ein ungenügendes Zeugnis aus. Die Raumplanung trage dem Ziel «Biodiversität nachhaltig nutzen» zu wenig Rechnung. Sie habe wenig dazu beigetragen, Flächen für die Biodiversität zu sichern.

Auch sei nicht zu erwarten, dass die Raumplanung bis 2020 die Anforderungen an die Richt- und Nutzungspläne im Bereich Natur und Landschaft präziser umschreibe, kritisieren die Verbände. Zudem berücksichtige die Planung bei Infrastrukturprojekten die Biodiversität zu wenig. Auch mangle es an raumplanerischer Koordination punkto Biodiversität.

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