Unser Wohnumfeld lässt sich verbessern – ein neues Handbuch zeigt wie

Freitag, 13.07.2018
Welches Wohnumfeld wollen die Bewohnerinnen und Bewohner? Diese Frage stand am Anfang eines Forschungsprojekts zur Wohnumfeldqualität der Hochschule Rapperswil (HSR). Soziologen suchten zu Beginn des Projekts mit Umfragen nach Antworten. Das Projektteam analysierte danach über ein Dutzend Siedlungen in vier Städten und Gemeinden, interviewte Planungsverantwortliche und diskutierte die Erkenntnisse mit einer Expertengruppe. An dieser Runde nahm auch EspaceSuisse teil. Herausgekommen ist ein praxisnahes, anschaulich illustriertes und vor allem motivierendes Handbuch. Dieses stellte die HSR an einer Fachveranstaltung am 21. Juni 2018 in Rapperswil vor.
handbuch Wohnumfeldqualität Hochschule Rapperswil HSR EspaceSuisse

Wohnumfeld: was ist das?

Wie die Umfrage bei Projektbeginn ergab, setzt sich das Wohnumfeld für die Bevölkerung aus dem Raum um das Haus und den Alltagswegen zusammen. Junge möchten sich im Wohnumfeld in erster Linie aufhalten, Ältere möchten sich daran auch erfreuen. Vielen ist ein gepflegtes Wohnumfeld wichtig. Im Wohnumfeld soll sich privates und öffentliches Leben vermischen. So werden zum Beispiel eine Ecke, wo selber etwas gestaltet werden kann und die Möglichkeit für spontane Kontakte gewünscht. Weit verbreitet ist der Wunsch nach Grossbäumen im nahen Wohnumfeld.

Wohnumfeldqualität: auf die Gemeinde kommt es an

Für das Projektteam der HSR braucht es Gemeinden, die von den Bauherren Qualitäten einfordern. Oft gehen die zu Beginn eines Projekts geplanten Grünraumqualitäten im Laufe der Umsetzung aus finanziellen Gründen verloren. Die Landschaftsarchitektin Gisa Ruland aus Wien kennt dieses Problem aus eigener Erfahrung, wie sie an der Fachveranstaltung erzählte. Sie hat dafür eine Lösung: die Bauherren müssen zu Beginn der Bauarbeiten das budgetierte Geld für die Umgebungsgestaltung auf ein Konto einzahlen.

Lorenz Nef von der Fortimo Immobilien AG erläuterte aus Investorensicht, wie Grün- und Freiraumqualitäten erreicht werden können. Dazu muss der Lead bei grösseren Projekten bei der Gemeinde sein. Diese brauche eine saubere Gemeindestrategie und klare Spielregeln. Das erleichtere und beschleunige die Prozesse.

Handbuch Wohnumfeldqualität

Das Handbuch «Wohnumfeldqualität» enthält eine Checkliste, um die Frage «Was macht ein gutes Wohnumfeld aus?» nach verschiedenen Gesichtspunkten - wie Zugang, Sicherheit, Ausstattung etc. -  zu beurteilen. Bilder und anschauliche Beschreibungen vermitteln Planungsämtern, Investoren aber auch Planern ein umfassendes Bild, worauf es bei Wohnumfeldern wirklich ankommt.

Der zweite Teil des Handbuchs gibt Antworten auf die Frage: «Wie plane ich ein gutes Wohnumfeld?» Der Grundstein dafür wird in der strategischen Planung der Gemeinde - zum Beispiel in einem Siedlungsleitbild - gelegt und in der Nutzungsplanung eigentümerverbindlich aufgenommen. Im Baubewilligungsverfahren muss die Gemeinde die Aussenraumqualität den Investoren kommunizieren und sie von diesen einfordern. Der schwierigste Schritt – und das zeigte sich auch an der Fachtagung – ist die Qualität in der Nutzungsphase zu sichern. Oft wird im Unterhalt gespart oder es fehlt bei den Verantwortlichen das Fachwissen. Ein Pflegeplan mit Pflichtinhalten kann die Qualität des Wohnumfelds über längere Zeit erhalten. Mit den Geldern aus der Mehrwertabgabe kann die Gemeinde Grün- und Freiräume unterhalten.

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