ARE-Vorstudie: Wie könnte die Digitalisierung die künftige Mobilität verändern?

Montag, 10.09.2018
Eine vollautomatisierte und geteilte Fahrzeugflotte könnte jährlich mehrere Dutzend Milliarden Schweizer Franken volkswirtschaftlichen Nutzen erzeugen. Dies ergibt eine Vorstudie, die das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) in Auftrag gegeben hat. Der Hauptnutzen: Dank autonomen Fahrzeugen kann die Reisezeit im Auto für andere Tätigkeiten genutzt werden.
Digitalisierte Mobilität: Chancen und Risiken,  Infografik
Infografik: Digitalisierte Mobilität - Chancen und Risiken. Quelle: ARE

Die Studie geht von der Annahme aus, dass die Digitalisierung fahrerloses Fahren ermöglicht und Fahrzeuge vermehrt geteilt werden. Autos und Busse verfügen über kein Steuerrad mehr. So können Fahrzeuge als selbstfahrende Sammeltaxis operieren. Individuelle Mobilitätslösungen ermöglichen nahtlos und mit verschiedenen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. «In dieser Mobilitäts-Servicewelt der Zukunft ist der private Fahrzeugbesitz nicht mehr der Schlüssel zur individuellen Mobilität», schreibt das ARE in seiner Mitteilung.

Als mögliche Nutzen der automatisierten Mobilität wurde Folgendes ermittelt:

Dank automatisiertem Fahren

  • kann die Zeit im Auto produktiv für andere Tätigkeiten genutzt werden,
  • werden neue Nutzergruppen erschlossen: vor allem ältere Personen werden dank autonomen Fahrzeugen mobiler,
  • wird mehr direkte Tür-zu-Tür-Erschliessung möglich,
  • entstehen neue, multimodale Mobilitätsangebote, die mit «Teilen von Fahrzeugen» verbunden sind, und über internetbasierte Plattformen buchbar sind,
  • gibt es Einsparungen bei den Personalkosten im öffentlichen Verkehr, und
  • weniger Unfälle und weniger Staus, wenn ausschliesslich vollautomatisierte Autos verkehren.

Zusätzliche Kosten entstehen hingegen aufgrund von Leerfahren und höheren Kosten für die automatisierten Fahrzeuge.

Der grösste volkswirtschaftliche Nutzen würde dann resultieren, wenn die Schweizer Fahrzeugflotte komplett aus vollautomatisierten und geteilten Fahrzeugen bestehen würde. Laut den Expertinnen und Experten, die für die Vorstudie befragt wurden, dürfte damit aber erst nach 2050 zu rechnen sein.

Wie hoch die Kosten und Nutzen für Infrastrukturen, ländliche und städtische Räume sowie Unternehmen sein werden, lässt die Vorstudie noch offen. Anzunehmen ist aber, dass die digitalisierte Mobilität in diesen Gebieten Chancen und Risiken birgt: Sie könnte die Erreichbarkeit der ländlichen Räume erhöhen, allerdings auch deren Zersiedlung vorantreiben. Sie könnte den Raumbedarf für Fahrzeuge in den Städten reduzieren und damit deren Standortattraktivität erhöhen. Neue Geschäftsmodelle für Mobilitätsdienstleistungen könnten entstehen und Arbeitsplätze schaffen, aber auch ältere Dienstleistungen, wie etwa das Taxigewerbe, vollständig ersetzen.

Die Studie konzentriert sich auf die volkswirtschaftlichen Folgen der Digitalisierung in der Mobilität. Die Schätzungen sind mit grossen Unsicherheiten behaftet. Deshalb sind weitere Studien nötig, wie das ARE betont.

Wie das ARE jüngst mitteilte, verursachen heute vor allem die Staus enorme volkswirtschaftliche Kosten. Staus auf Schweizer Strassen kosteten 2015 rund 1.9 Milliarden Franken.

Das prognostizierte Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft in der Schweiz bis 2040 lässt ein grosses, weiteres Verkehrswachstum erwarten.

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