Agrarpolitik 2014-2017 führt zu deutlich mehr Biodiversitätsflächen

Freitag, 03.07.2015
Der Bund zieht ein Jahr nach dem Start der Umsetzung der neuen Agrarpolitik 2014-2017 eine positive Bilanz. Die gesetzten Ziele könnten erreicht werden, die Qualitätsstrategie für die Landwirtschaft trage Früchte. Bereits über die Ziele hinaus geschossen ist man bei der Biodiversität: Diese Flächen haben dank Direktzahlungen stark zugenommen. Deshalb will der Bund diese Beiträge bereits wieder kürzen. Auch «Landschaftsqualitätsprojekte» stiessen auf grossen Anklang. Am meisten profitiert das Berggebiet von der neuen Agrarpolitik, vor allem durch die «Alpungs- und Sömmerungsbeiträge». Bauernvertreter beurteilen die Entwicklung weniger positiv.

Seit dem 1. Januar 2014 wird die neue Agrarpolitik 2014-2017 (AP 14-17) umgesetzt. Seither werden die Direktzahlungen an  Landwirtschaftsbetriebe stärker auf Leistungen ausgerichtet, die vom Markt nicht abgegolten werden, wie der Erhalt und die Pflege der Kulturlandschaft, der Biodiversität und der Landschaftsqualitäten). Ausserdem wurden die Tierbeiträge aufgehoben und Exportinitiativen unterstützt. Die Auswertung des ersten Umsetzungsjahrs zeige, dass die Entwicklung nun in die gewünschte Richtung gehe, teilte das Bundesamt für Landwirtschaft BLW mit.

Das neue Direktzahlungssystem hat sich in den Augen des Bundes bewährt. Die Bauern haben sich an die neue Förderpolitik angepasst. Zur Offenhaltung der Kulturlandschaft wurden die Anreize für die Bewirtschaftung von steilen Hängen und der Sömmerungsweiden deutlich verstärkt. Während die Direktzahlungen im Mittelland tendenziell abnahmen, stiegen sie im Berggebiet.  Diese Stärkung des Berggebiets entspreche dem Ziel der neuen Agrarpolitik, heisst es beim BLW.

Das Ziel, mehr Biodiversitätsflächen im landwirtschaftlichen Gebiet zu schaffen, wurde sogar bereits mehr als erreicht: Die Biodiversitätsfläche in der Schweiz stieg innert Jahresfrist von 163'500 Hektaren auf 176'900 Hektaren (+8 Prozent). Allein im Talgebiet sind bereits 71’000 Hektaren Biodiversitätsfläche vorhanden (z.B. extensive Wiesen, Hochstamm-Obstbäume). Im Berggebiet nahmen 2014 vor allem extensive Weiden zu. «Die entsprechenden Anreize sollen daher etwas gedämpft werden», kündigte der Bund an. Das BLW schlägt vor, die Beiträge für Biodiversitätsflächen um bis zu einem Drittel zu kürzen.

Bei Bauern, die sich stark auf die Biodiversitätsbeiträge ausgerichtet haben, kommt diese Ankündigung schlecht an, wie ein Beitrag des Schweizer Fernsehens vom 16.06.2015 zeigt. Auch die «Vision Landwirtschaft», eine Denkwerkstatt unabhängiger Agrarfachleute, kritisiert diesen plötzlichen «Rückwärtsgang» scharf und lehnt das angekündigte Reformpaket Herbst 2015, mit dem der Bund mehrere Millionen Franken für die Biodiversität wieder streichen will, ab.

Auf grosses Interesse stiessen auch die «Landschaftsqualitätsbeiträge», die mit der AP 14-17 eingeführt wurden. Sie sollen die Vielfalt der schweizerischen Kulturlandschaften erhalten und werden projektbezogen ausgerichtet (vgl. Jahresbericht VLP-ASPAN). Heute sind praktisch flächendeckend in allen Kantonen Landschaftsqualitätsprojekte (LQ-Projekte) in Umsetzung (> Karte des BLW) und die Beteiligung der Landwirte in den Projekten ist hoch.

2014 haben sich bereits rund ein Drittel der Ganzjahresbetriebe und der Sömmerungsbetriebe für eine Teilnahme an einem LQ-Projekt entschieden. Für die LQ-Beiträge wurden im ersten Jahr der Umsetzung 70 Millionen Franken bzw. 2,5 % der Direktzahlungen eingesetzt.

Laut dem BLW wurden die LQ-Gelder 2014 wie folgt eingesetzt: Rund 2/3 der LQ-Beiträge flossen in den Erhalt und in die Pflege von Strukturen wie Bäume, Hecken und Trockensteinmauern und in die Förderung von vielfältigen Ackerbau- und Grünland-Landschaften. Mit 15 % der LQ-Beiträge werden traditionelle Kulturlandschaftselemente wie Waldweiden, Kastanienselven, Wildheuflächen oder Tristen unterstützt. Massnahmen im Hofbereich wie die geordnete Lagerung von Siloballen oder die Pflege eines Hofgartens machen dagegen nur rund 4 % der LQ-Beiträge aus.

Der Bauernverband kommentierte die Entwicklung wie folgt: Wohl hätten sich die Betriebe schnell an die neue Agrarpolitik angepasst, doch sei fraglich, wie sinnvoll die Massnahmen in gewissen Fällen seien, etwa bei den Landschaftsqualitätsprojekten. Er fordert statt Extensivierung eine Stärkung der Produktion - unter anderem mit seiner Volksinitiative «Für Ernährungssicherheit», die der Bundesrat ablehnt.

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